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konfrontationen:25

nickelsdorf 04

23/24/25 juli

Den engen Räumen entfliehen und die musikalischen Weiten suchen, Traditionen pflegen aber auch das Neue an den Rändern aufspüren und den Mainstream den Anderen überlassen  dafür stehen die Konfrontationen der Jazzgalerie Nickelsdorf seit nunmehr unglaublichen 25 Jahren. Ein Festival, das seine Markierungen gesetzt und einen unverwechselbaren Platz in der internationalen Musiklandschaft hat.

Den kraftvollen Opener macht am Freitag das Quartett des niederländischen Saxophonisten Eric Boeren, dessen Musik ganz in der Tradition der Aufbruchsphase des modernen Jazz steht. Mit dabei die unvergleichliche Schlagzeug-Legende Han Bennink, dem auch immer wieder der Schalk im Nacken sitzt. Eric Boeren hat auf seinen letzten CD-Einspielungen viele OrnetteColeman Tunes neu bearbeitet, und wenn man die niederländische Musikszene kennt und man weiss, wie da augenzwinkernd und mit Humor die alten Meister zerlegt und neu zusammengeklittert werden, darf man auf das Eröffnungskonzert schon sehr gespannt sein.

Sehr Gegensätzliches erwartet die Besucher dann bei der Begegnung der beiden österr. Ensembles Das Fax Mattinger und R im Kreis, die die Verbindungen der elektronischen Musik zum freien Jazz suchen, illustriert durch die eindrucksvollen Visuals von Billy Roisz.Von der Besetzung her ein echtes Doppel-Trio, also der Geist Ornette`s wird hier durch den elektronischen Fleischwolf gedreht( 2 ehemalige oder noch Gitarristen - Alex und Oliver, 2 Turntable-Spieler Dieb 13 und Wolfgang und 2 Elektroniker Klaus und Gerald). Bühne frei für eine "Prime Time" der besonderen Art.

Dass es von der heiteren Weinseligkeit bis zur schaurigen Todessehnsucht oft nur eines Momentes bedarf, demonstriert das Kollegium Kalksburg mit seinen Gästen Josef Novotny und Martin Zrost, die sich zwar vordergründig dem Wienerlied verschrieben haben, deren Performances aber zum Besten der Gattung der Improvisationskunst gehören.

Von Elvis Presley bis zu den Beatles, von Pippi Langstrumpf-Melodien über obskure, aber doch sehr verständliche Wirtshausregeln zu H.C. Artmann Liedern und ausufernden barocken Visionen und Gestammel reicht das grandiose Improvisationspotential dieser genialen und nicht "kalk"ulierbaren Super-Combo.

Pauls Choice, das Wunschensemble des deutschen Schlagzeugers und Perkussionisten Paul Lovens, wird das Freitag-Programm beschließen. Lovens, geschätzter Stammgast in Nickelsdorf und Gestalter unzähliger innovativer Entwicklungen, führt uns mit seinen Spielpartnern Tobias Delius und Wilbert de Joode wieder zurück auf das Terrain des frei improvisierten Jazz. Wie weit die drei "Free-Improvisers" aber ihre roots in der klassischen Tradition eines Coleman Hawkins, Ben Webster oder eines Elvin Jones haben , dass werden sie uns wohl auf der Bühne zu später Stunde beweisen.

Einen spannenden Beginn verspricht auch der Samstag mit freedom fries, dem Aufeinandertreffen der beiden herausragenden Turntabler eRikm und Dieb 13, die auf ihrer musikalischen Spurensuche immer wieder aufregendes Neuland entdecken.Dieter Kovacic aka Dieb13 und erRikm sind die nuklearen Brennpunkte, in denen sich radikale japanische Noise-Ausbrüche und reduktionistische Spielweise, neue Klanglichkeit, impressionischte Andeutungen; Jahrmarktsmusik, Chansons, Alltagsgeräusche zu einem extravaganten Hör-Fest vereinigen.

Den Geist des Free Jazz atmet das in Paris beheimatete Ensemble des amerikanischen Bassisten James Lewis, dem mit Rasul Siddik und Bobby Few zwei bedeutende Persönlichkeiten der afro-amerikanischen Szene angehören.Lewis verbindet eine langjährige Zusammenarbeit mit dem Pianisten Randy Weston, Few war jahrzehntelang Spielpartner der kürzlich verstorbenen Saxophon-Legende Steve Lacy und unvergesslicher Pianist im legendären Frank Wright Quartet. James Lewis spielte auch mit dem grandiosen Schlagzeuger Billy Higgins und dem genialen fast vergessenen Altisten Julius Hemphill.Irgendwann gab es auch dann ein Quartett mit dem Namen "Four in One" mit dem afro-asiatischen Pianisten Jon Jang, mit wunderbaren Monk-Einspielungen.

Von kammermusikalisch ziselierten Klangräumen bis zu energieberstenden Ausbrüchen reicht das Spektrum des Projekts nuors/monodigmen mit noid und Manfred Hofer, die eine Rückführung elektronischer Musik auf akustisches Instrumentarium betreiben.

Mit The Ex haben die beiden Gitarristen Andy Moor und Terrie Ex bereits bewiesen, dass sich Spielarten des Rock und der Improvisationsmusik sehr vital anziehen und ergänzen können. Bei den Konfrontationen suchen sie diese Auflösung im energiegeladenen Kontext mit zwei Schlagzeugern der Extraklasse, mit Paul Lovens und dem australischen Wahl-Berliner Tony Buck, der mit Gruppen wie Tipper Gore oder The Necks gezeigt hat, in welche Richtung neue Entwicklungen gehen können.Wieder zieht sich hier die instrumentale Doppelbesetzung wie ein roter Faden durch das diesjährige Programm und wir wollen dieses Ensemble wirklichnicht mit dem Etikett "world -premiere" versehen, aber zu spät

Chill out-Feeling verspricht danach noch das avancierte Projekt Lop Nor des österr.Multiinstumentalisten Helmut Neugebauer im intimen Club-Rahmen.

Irene Schweizer war bereits dabei, als die Ausprägung der europäischen Improvisationsmusik noch in den Kinderschuhen steckte. Schon damals gingen die emanzipatorischen Bemühungen der Schweizer Pianistin in zwei Richtungen: gegen das übermächtige US-Vorbild und gegen die Männerdominanz in der Musikszene.

Mit der französischen Bassistin Joelle Leandre und der englischen Sängerin Maggie Nicols arbeitet Irene Schweizer seit Jahrzehnten zusammen und noch immer bestechen Les Diaboliques mit ihrem Esprit, ihrem Spielwitz und einer gehörigen Portion Anarchie.

Die Schweizer Musiker Hans Koch, Martin Schütz und Fredy Studer haben in ihrem Trio und immer wieder mit Gästen sehr eindrucksvoll bewiesen, wie sich eine Fusion von zeitgemäßem Jazz mit HipHop, Dub, Elektronik etc. verwirklichen lässt. Viel Spannung herrscht deswegen auch vor ihrem Auftritt mit Phil Minton, bei dem der Brite seine halsbrecherischen und an die Grenze der Ausdrucksmöglichkeiten gehenden Vokalkünste einbringen wird.

Lawrence "Butch Morris" hat mit seinen Conductions der Improvisationsmusik neue Räume erschlossen. Wie keinem Anderen gelingt es ihm, die Form derkollektiven Improvisation zu strukturieren, ihr nicht gekannte Konturen zu geben. Immer überraschend vermag er, dem jeweiligen Kontext seine eigene Klangfarbe und Textur entwickeln zu lassen. Ein Experiment und eine kollektive Erfahrung, für Besucher wie Mitwirkende, darunter langjährige Weggefährten und neue Spielpartner mit sehr unterschiedlichen Biographien. Diese Aufführung von Lawrence Douglas Morris wird weltweit die 140. sein und hier ist sein künstlerisches statement: The orchestral community has often sought out this extra dimension in hopes of rejuvenating its traditions.Yet for all the orchestral works written in the past century,only a handful have brought jazz and music for ochestra closer together or realized the monumental potential that each tradition promises, in an age where the term "interactive" has come to refer to the relation between human and machine, it seems reasonable to hope that an "acoustic" medium of collective human interpersonal intelligence would have been able to achieve a greater degree of cross-cultural dialog and trans-social communication than it has today. I believe that, in order to find a common ground between orchestral and improvised music, one must return to the fundamentals to identify what is necessary for the two traditions to coexist; that is to provide an opportunity for improvisers to improvise and for interpreters to interpret the same material.

As musicians we all speak a common language. We may speak in different dialects, vocabularies,jargons or styles, but the language is music, and music , whatever the tradition from which it springs, has certain intrinsic properties. Also these properties may ultimately resist analysis,the mystery of music is that it will always allow musicians to communicate from vastly differing perspectives.

Zwei Doppel-Performances ergänzen Samstag und Sonntag nachmittags das Programm, Schauplatz ist der idyllische Kleylehof, ca. 5 km von Nickelsdorf entfernt, wo sich das Atelier des Bildhauers Franz Gyolcz befindet, der auch das diesjährige Bühnenbild gestaltet hat. . Kleylehof- Programm Samstag 24. Juli ab 15 Uhr Saadet Türköz vocals- soloperformance

"los glissandinos" klaus filip sinus kai fagaschinski clarinet

Sonntag 25. Juli ab 15 Uhr Phil Minton vocals-soloperformance

Hans-Joachim Roedelius keyboards, electronics Tim Story piano Stefan Reiter violin Die Konzerte am Kleylehof werden im Lauf der Jahre für die Konfrontationen immer wichtiger. Bewusst ausgesucht als teilweise "ambientes" Programm oder besser gesagt als Kontrast in eine wunderbare Landschaft gesetzt, wollen wir hochsensible Musik präsentieren, die kulinarisch gesehen als "amuse geule", zur einstimmung auf das Abendprogramm, auf Platinteller serviert werden, aber auch zur Diskussion anregen sollen. Dieses Jahr eine breite Fächerung- 2 Solo-Stimmen, Saadet die aus der asiatischen Tradition westlich des Altai Gebirges kommend, ihr Solo präsentieren wird und am nächsten Tag Phil Minton, der schon vor zig- Jahren das Gefängnis Tagebuch von Ho-Tchi-Minh mit vielstimmigen Chor vertont hat und nebenbei in allen Gesangsstilen beheimatet ist. Dann 2 elektronische Konzerte, eines mit Klaus Filip, unermüdlicher und sozialer Klangforscher, welcher der Elektronik ihre pure Schönheit zurückgeben will und Kai Fagaschinski aus Berlin, ein hoch-spannendes Duo der neuen elektronisch-akustischen Schule. Konträr dazu dann ein "Old School"- Boy der schon in den 50-er Jahren Elektronik verwendet hat, wovon unter anderen zahlreiche Veröffentlichungen mit Brian Eno zeugen. Hans Joachim Roedelius, Tim Story und Stefan Reiter spielen ihr letztes Werk "Lunz", erschienen auf "plag dich nicht" records.

info: www.konfrontationen.at mail to: jazzgalerie@konfrontationen.at tickets: tageskarte euro 35 festivalpass euro 85