ICP ORCHESTRA Ob als musikalische Kooperative, Plattenlabel oder politische Organisation, der im Jahr 1967 von Misha Mengelberg, Han Bennink und Willem Breuker gegründete Instant Composers Pool (ICP) hat im europäischen Jazzgeschehen gründlich umgerührt. Den Name ersonnen hat Misha Mengelberg, der dabei nur an instant coffee gedacht haben will, aber gleichzeitig ein ästhetisches Manifest formulierte, indem Improvisation als spontanes Komponieren verstanden wird. Die Improvisation steht also, wie es Kevin Whitehead formulierte, weder auf einer niedrigeren Stufe als die Komposition noch ist sie eine Kunst ohne Gedächtnis, die nur im Augenblick existiert und Form & Struktur völlig außer Acht lässt. Nachdem sich Breuker vom ICP getrennt hatte, um sein eigenes Kollektief zu gründen, konzentrierten sich Mengelberg und Bennink auf ihre Duo-Arbeit, waren aber auch in großformatigen ICP-Gruppierungen aktiv, unter denen vor allem das ICP Tentet heraussticht, das schließlich in den 1980er-Jahren mit einigen neuen, jungen Mitgliedern zum ICP Orchestra heranreifte, einer zehnköpfigen Formation, die an der Schnittstelle zwischen Big Band und Kammerensemble agiert und mit allen Wassern der Mengelbergschen Performance-Strategien gewaschen ist: Flexibilität, musikalische Subversion, produktive Störung, gezielte Infiltration, Verwirrungstaktik, um nur einige zu nennen. In unterschiedlichen Projekten wurde aber auch an einem Repertoire gearbeitet, das den pianistischen und kompositorischen Helden von Misha Mengelberg Tribut zollt: Herbie Nichols, Thelonious Monk und Duke Ellington. Misha Mengelberg, der unzählige Male in verschiedenen Besetzungen in Nickelsdorf zu Gast war, verstarb am 3. März 2017 im Alter von 81 Jahren. Der Auftritt des ICP Orchestra ist somit eine Hommage an diesen großen Meister der europäischen Avantgarde und steht auch exemplarisch dafür, wie die große amerikanische Big-Band-Musik der fünfziger Jahre im Geiste des instant composing neu interpretiert werden kann. (fk) detailed info in English: http://www.icporchestra.com/history/